Schaustellerfamilie Ferling - Offenbach

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Schaustellerfamilie Ferling - Offenbach

      Horst Ferling erzählt aus seinem Leben.

      MARKTHEIDENFELD
      Horst Ferling: Sein Leben ist der Rummel
      Der 71-Jährige ist erstmals Generalpächter für den Vergnügungspark auf Laurenzi
      Horst Ferling ist erstmals Generalpächter für den Vergnügungspark auf Laurenzi. Sein „mobiles Büro“ umfasst einen Aktenordner.

      Sein „richtiges“ Büro hat Horst Ferling im Firmensitz in Offenbach: Auf dem Laurenzi-Vergnügungspark ist sein Hauptarbeitsplatz im Kassenhäuschen seines Autoscooters.S: Martina Schneider
      Foto
      Der Fuhrpark: knallbunte Autoscooter.
      Zahlmittel am Autoscooter: gelbe Ferling-Chips.
      Kunst am Hänger: Airbrush-Lady.
      Schaltzentrale: Hier regiert der Chef.

      zurück vergrößern weiter
      5 Bilder

      Sein „richtiges“ Büro hat Horst Ferling im Firmenstammsitz der Ferling GbR am Bischofsheimer Weg 8 in Offenbach. Dort trifft man ihn in der Regel aber nur von Mitte November bis Ende Februar an. Während der Frühjahrs-, Sommer- und Herbstmonate hat der 71-Jährige sein Büro „außer Haus“ auf dem Rummelplatz. Heuer zeichnet der gebürtige Frankfurter zum ersten Mal als Generalpächter für den Aufbau und Betrieb der Fahrgeschäfte des Laurenzi-Vergnügungsparks verantwortlich. Dafür sein komplettes Büro „mitzuschleppen“, wäre beschwerlich.


      »Fotostrecke starten Fotogalerie
      Horst Ferling
      Horst Ferling
      Horst Ferling
      Horst Ferling
      Chefserie Horst Ferling
      Marktheidenfeld
      13.08.2010


      Daher bleibt der 71-Jährige flexibel. „Alle Unterlagen, die ich für einen Festplatz brauche, passen in einen dicken Leitzordner. Mehr ist nicht notwendig“, erklärt er. Da er von Anfang März bis Anfang November mit seinem Autoscooter vorwiegend auf Festplätzen im Rhein-Main-Gebiet vertreten ist, kann er dazwischen heimfahren und alle anfallenden Arbeiten in seinem Offenbacher Büro erledigen. Unterwegs reichen ihm die aktuellen Unterlagen, um mit den Verantwortlichen der Behörden und der Bauabnahme vor Ort alles Notwendige abwickeln zu können.

      Sein Platz auf dem Rummel ist meistens im Kassenhäuschen seines Autoscooters. Achteinhalb Meter lang ist der Kassenwagen und mit farbenprächtigem Airbrush-Bildern fetzig gestaltet. In der einen Hälfte des 8,5 Meter langen Trailers ist die Technik für die Autoscooter untergebracht, denn die kleinen Elektroautos der „Möchtegern-Schumis“ fahren mit Gleichstrom. Und der kommt ja nicht aus der Steckdose. Das Kassenhäuschen in der anderen Hälfte beherbergt die restliche Technik: Musikanlage, Lichtanlage und den Fahrregler für die kleinen Autos mit dem dicken Gummi drumherum.
      Unvernünftige gibt es immer

      Ferling weiß, dass man die großen und kleinen „Rennfahrer“ auf der Bahn nicht aus den Augen lassen darf. „Man kann hier nicht sitzen, seine Fahrchips verkaufen, das Ganze einschalten und hernach in aller Ruhe Zeitung lesen“, sagt er und schüttelt den Kopf. Es gibt immer wieder Unvernünftige, die ermahnt werden müssen, kleine Kinder, die angeschnallt werden müssen, und Situationen, die man im Griff haben muss. „Es gehört dazu, dass man hier immer wachsam ist und die Fahrgäste im Auge hat.“ Die Arbeit an der Kasse teilt er sich mit seiner Frau Carmen und Tochter Nadine, die auch mit ihm zusammen das Fahrgeschäft führt.

      Zwei Töchter hat Ferling: Nadine und Tanja – und beide führen die Familientradition fort, deren Grundstein sein Ur-Ur-Ur-Großvater Karl im Jahr 1870 legte. Was vor mehr als 130 Jahren mit einer Schiffsschaukel und einem Kettenkarussell begann, ist heute ein modernes Familienunternehmen. Aufs Altenteil will sich Horst Ferling noch nicht zurückziehen, obwohl er „den Jungen“ schon einiges an Verantwortung übertragen hat. Rente? – Nein: „Da wäre mir bloß langweilig“; da kennt sich der 71-Jährige gut genug.

      Sein Leben ist und bleibt der Rummel, schon seit er die Schule beendet hat. Schon in jungen Jahren „pfefferte“ er nach dem Unterricht den Schulranzen in die Ecke und ging seinem Vater Wilhelm bei der Arbeit auf dem Festplatz zur Hand. Nach der Schulzeit blieb er bei seinem Vater im Betrieb, um die Familientradition weiterzuführen. Seine Vorfahren kann der Hesse bis ins Jahr 1870 zurückverfolgen – alles alteingesessene Frankfurter. „Ich bin ein Frankfurter Würstche“, verrät Ferling.
      Auf 14 Festplätzen vertreten

      Als „einfacher“ Fahrgeschäftebetreiber ist Ferling während der Saison mit seinem Autoscooter auf 14 Festplätzen im Rhein-Main-Gebiet und in Bayern vertreten. Als Generalpächter hat Ferling zudem auf einigen Festplätzen eine Vielfalt an Aufgaben zu erledigen. „Ein Generalpächter plant den Vergnügungspark und organisiert den Festplatz“, erklärt er seine Aufgaben. Die Stadtverwaltung oder Kommune hat damit nur einen Ansprechpartner statt viele verschiedene.

      Einen Festplatz plant Ferling auf einer großen Magnettafel in seinem Offenbacher Büro. Dort heftet er den Plan an, den er von der Stadtverwaltung erhält. Danach schiebt er dort seine Fahrgeschäfte so lange hin und her, bis er den Platz effektiv genutzt und für die Gäste das Beste an Attraktionen rausgeholt hat. Dann wird alles im PC fertiggestellt.

      Was einfach aussieht, erfordert in Wahrheit viel Erfahrung und oft gute Nerven. Es kommt nämlich immer wieder vor, dass der Betreiber eines Fahrgeschäftes erst kurz vor Festbeginn absagt, weil er vielleicht anderswo einen besseren Platz angeboten bekommen hat. Dann heißt es für Ferling, schnell zu sein und ein anderes Fahrgeschäft zu organisieren. Am allermeisten freut es den 71-Jährigen, wenn nach getaner Arbeit und ausführlicher Planung der Platz steht und die Gäste und Betreiber der Fahrgeschäfte zufrieden sind. „Das ist dann mein Lohn für die Arbeit.“
      Von unserer Mitarbeiterin Martina Schneider



      Gruß

      Hermann

      Quelle: Horst Ferling