Ein Artikel aus der Rhein-Zeitung vom 11.05.2013
Quelle: Hugo Haas
"Wir sind und bleiben Nomaden"
'Wir sind und bleiben Nomaden'
'Wir sind und bleiben Nomaden'
Von Peter Lahr
Mosbach. Direkt neben dem Riesenrad steht das "Labyrinth der Magie". Herr über "Jumanji" ist Hugo Haas aus München. Was für die Festgäste pures Vergnügen bedeutet, ist für ihn Alltag.
"Ich habe über 100 Schulen besucht", erklärt Haas am Eröffnungstag des Mosbacher Frühlingsfests - und kommt gleich auf eine Besonderheit des Schaustellergewerbes zu sprechen. Das Leben unterwegs wurde ihm in die Wiege gelegt: "Meine Vorfahren waren im 17. Jahrhundert als Gaukler und Moritatensänger unterwegs", berichtet der 52-Jährige. Dann kam die Zeit der Freilichtarenen, als die Familie Hochseil- und Seilakrobatik präsentierte. Später sattelte man um auf "Damen ohne Unterleib" und ähnliches. "Ich bin in einer Schaubude groß geworden", erklärt Hugo Haas. Ob er je an einen anderen Beruf gedacht hat? "Eigentlich wollte ich Jura studieren", antwortet Haas prompt. Sein Vater habe ihn aber vor die "Alternative" gestellt: "Entweder ich gehe in Rente, oder du steigst bei uns ein und wir geben Gas." Gas gibt der Schausteller bis heute. 150 000 Kilometer ist er mit seinem Pkw im Jahr unterwegs. 50 000 mit dem Lkw. Zwischen Salzburg und Amsterdam kennt er jeden Ort, "wo die Schätze liegen".
Sein "Kind" ist "Jumanji", benannt nach dem Fantasy-Abenteuer-Film mit Robin Williams. "Das hab ich 1998 entworfen und gezeichnet", sagt er nicht ohne Stolz. Das Besondere daran: "Es ist das erste offene Belustigungsgeschäft mit mehreren Stockwerken." Damit die Besucher nicht "die Katze im Sack kaufen müssen", können sie sehen, was sie erwartet - "und sich kaputtlachen." Den Erfolg des 500 000 Euro teuren Labyrinths belegt Hugo Haas ganz pragmatisch: "Wir wurden schon sehr oft kopiert."
Auch wenn ihm schlechtes Wetter Magenschmerzen verursacht, die Bürokratie zugenommen habe und der Berufsalltag "unheimlich stressig" geworden sei, steht für den Schausteller fest: "Ich könnte nie in einem festen Raum arbeiten. Wir sind und bleiben Nomaden." Mittlerweile reist Haas mit Frau und vier erwachsenen Kindern. Die älteste Tochter Scarlett hat sich selbstständig gemacht und ist mit dem "Hollywoodstar" ebenfalls beim Frühlingsfest vertreten. Haas freut sich darüber, das Erlernte an die nächste Generation weitergeben zu können. In dieser Hinsicht sei er ein Erzkonservativer - aber kein Ewiggestriger.
Nostalgische Gefühle wecken bei dem technisch versierten Allrounder das Tuckern seines "wunderschönen Lanz-Bulldogs" und "gute alte Swing-Musik". Da treffen sich dann Hobby und Beruf. Denn aus "Jumanji" dröhnen keine Disco- und Dancefloor-Beats. Zudem hat der Schausteller aus dem Schindelwagen seines Großvaters (Baujahr 1932) eine historische Schaubudennummer "gezimmert", mit der er heuer erstmals tourt. "Warum nicht auch mal in Mosbach?" Hier sei die Bevölkerung gegenüber den Schaustellern sehr positiv eingestellt. "In Mosbach fühlen wir uns sehr wohl, ganz tolle Leute", erklärt Hugo Haas, warum es ihn bereits zum dritten Mal ins Nordbadische gezogen hat.
Unterwegs ist er jedes Jahr von der Fastnachtsmesse in Mainz bis zu den Weihnachtsmärkten. Denn auch Imbissbetriebe, darunter eine Jugendstil-Wurstbraterei, nennt Haas sein eigen. Höhepunkt ist für den Münchener aber das Oktoberfest. Dort mischt er selbstredend auch bei der historischen, "Oide Wiesn" mit. "Da ist man zu Hause. Man kennt jeden und jeder kennt einen." Vom Umsatz und der Kontaktpflege her sei das Oktoberfest sehr wichtig. Dass Hugo Haas als Bayern-Fan ausgerechnet eine St.-Pauli-Jacke trägt, ist eine andere, recht kuriose Geschichte ...
Quelle: Hugo Haas