Formel 1, Heitmann - Münster

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    • Formel 1, Heitmann - Münster

      Technische Daten, soweit bekannt.

      Name: Formel 1
      Hersteller:
      Typ, Anzahl der Säulen: Autoskooter,
      Baujahr:
      Chaisen (Hersteller), Anzahl der Chaisen (Modelltyp): Bertazzon Berlin (I)
      Größe - mit Kasse (BxTxH): 30 x 16 x 4 m
      Größe - ohne Kasse(BxTxH): 28 x 16 x 4 m
      Fahrbahngröße (BxT): 24 x 12 m
      Anschluß (KW): 80 KW
      Beleuchtung:
      Premiere (Erstbesitzer):
      Premiere (aktueller Besitzer):
      Betreiber: Philipp Heitmann & Sohn
      Besitzer: Schaustellerbetriebe Heitmann-Schneider, Münster > seit ......
      ehemaliger Besitzer: ........ > von ... bis ...
      ehemaliger Besitzer: ....... > von ... bis ... > Erstbesitzer

      Ehemaliger Name:

      Homepage: Schaustellerbetriebe Heitmann-Schneider

      Anzahl der Transporte (ohne Wohnwagen u. Zugmaschinen):

      Besonderheiten: Da die Chaisen von Bertazzon - Model Berlin - erst seit 2013 auf dem Markt sind, hat Heitmann die ganz neu auf der Platte.
    • Ein aktueller Artikel über Vater und Sohn auf der Grevener Kirmes 2014.

      Fr., 22.08.2014
      Die Kirmesmacher „Ohne Kirmes kann ich nicht leben“
      Vater und Sohn: Philipp Heitann (l.) und Timo Philipp Heitmann betreiben Autoscooter und Musikexpress.

      Vater und Sohn: Philipp Heitmann (links) und Philipp-Timo Heitmann betreiben Autoscooter und Musikexpress. Foto: Peter Sauer

      Greven -

      Vor allem die Fahrgeschäfte auf dem Rummel sorgen für eine Auszeit vom Alltag. Diese These stellt der Kulturwissenschaftler Sacha Szabo auf. Der Körper wird demnach beschleunigt, also beansprucht. In diesem Rausch können die Besucher ihre Sorgen und Nöte vergessen. Geselligkeit wird groß geschrieben, Kontakte werden geknüpft oder Partner gefunden, wenn der Mann im Autoscooter seine „Beschützerpranke“ um die Frau seiner Wahl legt, mit ihr unter der Raupe des Musikexpress kuschelt, er „ihr“ eine Rose schießt oder ein Lebkuchenherz schenkt. WN-Mitarbeiter Peter Sauer sprach mit Philipp Heitmann und Philipp-Timo Heitmann. In sechster und siebter Generation machen Vater und Sohn in Kirmes. In Greven ist der „Heitmann-Clan“ schon seit 1950 mit dem Autoscooter präsent. Auch wieder an diesem Wochenende auf der Grevener Kirmes 2014 (bis einschließlich 24. August).
      Von Peter Sauer

      Sie sind ja beide als Kinder auf dem Rummel aufgewachsen. War das nicht schwierig, jede Woche woanders zu sein?

      Philipp Heitmann: Die Kirmesleute sind nur von März bis November unterwegs. Ich war mit meinen fünf Geschwistern im Internat in Gemen, um eine ordentliche Schulausbildung zu bekommen. Nur in den Ferien zogen wir mit den Eltern von Kirmes zu Kirmes – dann im Wohnwagen.

      Und da haben Sie beide schon früh gearbeitet?

      Philipp Heitmann: Ich saß schon als Kind im Kassenwagen und spielte da immer lange mit der Musikanlage rum und machte Ansagen. Da haute mir meine Mutter mal das Mikrofon auf die Schulter und sagte laut; „Bitte lass die Wagen endlich abfahren – wir müssen hier Geld verdienen!

      Timo Heitmann: Bei meinem Kirmesdebüt war ich acht oder neun Jahre alt. Das war toll. so an den Knöpfen für Musik und Licht herumzuspielen. Aber ich war von Anfang an mit Ernst dabei. Denn da war schon das Pflichtbewusstsein groß. Denn mein Vater war und ist mein Vorbild. Wollte es von Anfang an genau so gut machen wie er es macht.

      Wie wichtig ist die Musik im Autoscooter?

      Timo Heitmann: Ich spiele Musik, die passt. Damals wie heute am liebsten per Schallplatte. „Tainted Love“ von Soft Cell und „Eisgekühlter Bomerlunder“ von den Toten Hosen – in der Maxi-Version, das waren damals meine Favoriten. Mittlerweile habe ich zwei hochwertige Plattenspieler, PC, Mischpult und dazu eine coole Lichtshow.

      Und dann läuft auch Helene Fischer im Scooter?

      Timo Heitmann: Genau. Sonntagsvormittags kommt es besonders gut an, wenn wir im Autoscooter deutsche Popmusik und Schlager spielen. Helene Fischer ist dann Pflicht. Das wäre früher im Scooter bei den alten Schlagern nicht so möglich gewesen.

      Eigentlich wollten Sie ja beruflich gar nicht zur Kirmes, oder?

      Timo Heitmann: Ja. Ich habe erst eine Lehre bei Schmitz Cargobull zum Fertigungsmechanikergesellen gemacht. Dann ein Maschinenbau-Studium an der FH Steinfurt. Da habe ich aber abgebrochen wegen Zeitproblemen.

      Was zeichnet die Kirmes in Greven aus?

      Philipp Heitmann: Wenn das Wetter stimmt, funktioniert die Grevener Kirmes gut - als tolle Kirmes zum Flanieren durch die ganze Stadt. Wir sind gerne hier, weil wir auch sehr nett empfangen werden.

      Timo Heitmann: Das Besondere ist: selbst bei Regen kommen in Greven viele Besucher zur Kirmes.

      Welche persönlichen Erinnerungen haben Sie an die alten Zeiten auf der Grevener Kirmes

      Philipp Heitmann: Früher mussten wir die Autoscooter immer 1,50 Meter mit Bierfässern unterlegen, um das Gefälle des Standortes ausgleichen zu können. Die Bierfässer haben wir immer vom Bierverlag am Grevener Bahnhof geholt.

      Und Ihr Allerschönstes Erlebnis?

      Philipp Heitmann: Das Tollste war das Auf- und Abspringen beim Musikexpress. Das war damals noch erlaubt. Und das war gut für die ersten Mädchenerfahrungen. In Greven hatte ich als junger Mann immer tolle Flirts, konnte den Mädchen Musikwünsche erfüllen oder auch mal eine Freifahrt. Damals gab es ja noch keine Disco.

      Wie halten Sie eigentlich Ihre 110-jährige Kirmesorgel bei Laune?

      Philipp Heitmann: Bei heißen Sommertemperaturen müssen wir immer hinten in die Orgel einen Eimer Wasser stellen. Denn: die Orgel braucht eine ganz bestimmte Luftfeuchtigkeit.

      Sie erfüllen auch Wünsche in Greven?

      Timo Heitmann: Manche Bräutigame fragen beim Aufbau nach, ob sie sich mit Braut und Hochzeitsgesellschaft im Scooter oder vor den Wagen fotografieren lassen können. Dem Wunsch kommen wir gerne nach.

      Wie hat sich die Kirmes trendmäßig in den letzten Jahren verändert?

      Philipp Heitmann: Nach den Jahren „Höher schneller weiter“ steht jetzt wieder mehr die Geselligkeit im Vordergrund: Essen, klönen, flanieren, Karussell fahren.

      Und wie veränderte sich die Stimmung unter den Schaustellern?

      Philipp Heitmann: Früher war alles sehr familiär und kameradschaftlich. Ein Schauspieler passte auf den anderen auf. Mein Vater Fritz senior sagte immer: „Der Kleine kann nicht ohne den Großen und der Große nicht ohne den Kleinen.“ Heute gibt es größere Konkurrenz, mehr Bürokratie, mehr Rechnungswesen. Ist ein richtiger Geschäftsbetrieb geworden. Aber manchmal gibt es noch Nachbarschaftsgrillen mit den Schaustellern nebenan.

      Und beim Publikum?

      Philipp Heitmann: Früher kamen die Leute als Kinder zu uns. Heute bringen sie als Erwachsene selbst ihre Kinder mit.

      Warum dauert eigentlich der Aufbau des Autoscooters länger als der Abbau?

      Timo Heitmann: Schnell aufbauen ist nicht gut. Da leidet das Material, und man selbst ist auch zu ausgelaugt. Und beim Abbau brauchen wir kein Licht einstellen und müssen beim Ausnivellieren des Bodens nicht mir der Wasserwaage, die Sohle für den Autoscooter genau legen

      Was geben Sie als Berufsbezeichnung an?

      Timo Heitmann: Ich bin Schausteller, Geschäftsführer, Entertainer, Steuerberater, Malocher.

      Und dann basteln Sie noch an den Scootern herum?

      Timo Heitmann: Die neuen Autos haben LED-Anlagen, größere Beinfreiheit und Schaumgummi-Schutz oben an der Stange (für Kinder. Damit ist rückwärtsfahren wieder erlaubt. Früher hatten wir französische Scooter mit hoher Voltzahl. Die waren langsamer als die neuen. Die kommen aus Italien, haben niedrige Voltzahl und fahren schneller, die sind bissiger.

      Wie entspannen Sie?

      Philipp Heitmann: Mit den Motorrad nach Alicante und durch die USA cruisen.

      Timo Heitmann: Kirmes ist Beruf und Hobby zugleich. Bastele immer an neuer Technik herum.

      Wie wäre das Leben für Sie ohne Kirmes?

      Philipp Heitmann: Ohne Kirmes wäre mein Leben nichts. Kirmes ist für mich lebenswichtig. Ich brauche das Geschehen, die Musik, den Duft, die Lichter. Ich will so lange auf der Kirmes arbeiten, bis mir der Deckel auf die Nase fällt. Denn: Ohne Arbeit baut man ab und stirbt früher.


      Quelle: Philipp Heitmann & Sohn