Angepinnt Wiesbaden, Freudenberger Kerb - Probleme mit immer schärferen Auflagen

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Wiesbaden, Freudenberger Kerb - Probleme mit immer schärferen Auflagen

      Auflagen, Vorschriften und neue Gesetze/Verordnungen machen es immer schwieriger, eine Veranstaltung dieser Art, für einen Verein kostendeckend durchzuziehen.
      Einen entsprechenden Pressebericht von Thomas Schreiner, ist im Wiesbadener Kurier vom 30.05.2018 abgedruckt.


      http://www.wiesbadener-kurier.de/lokales/wiesbaden/nachrichten-wiesbaden/freudenberger-kerb-verein-stoehnt-unter-zunehmenden-auflagen-und-verordnungen_18800408.htm schrieb:

      Von Heinz-Jürgen Hauzel
      WIESBADEN-DOTZHEIM - „Wir überlegen, ob die 85. Kerb unsere letzte ist.“ Thomas Schreiner war vergangene Woche restlos bedient, der Vorsitzender der Kerbe- und Carnevalgesellschaft Freudenberg (KCG) hatte die Nase gestrichen voll. Seine Frau quälte sich daheim an der Vereins-Homepage mit den Anforderungen der EU-Datenschutzgrundverordnung und er kam gerade von einer Besprechung mit Ordnungsamt und Landespolizei. Während der Kerb vom 31. Mai bis zum 4. Juni soll der Platz am Veilchenweg mit sechs Betonpollern gesichert werden. „Das ist doch nicht das Münchner Oktoberfest, sondern die Freudenberger Kerb.“

      Am späten Nachmittag auf der Terrasse der Gaststätte Taunusblick hat sich Schreiner, der auch Zuginspektor der Dachorganisation Wiesbadener Karneval (Dacho) ist, halbwegs beruhigt. Wolfgang Gores, CDU-Stadtverordneter und Leiter des zuständigen 3. Polizeireviers, hatte dem ehrenamtlichen Kerbe-Chef bedeutet, dass die Poller von der Stadt aufgestellt werden und die Kosten der Maßnahme nicht am Verein hängen bleiben, sondern von der Stadt übernommen werden. „Das ist definitiv so“, bestätigt Gores noch einmal auf Anfrage dieser Zeitung.
      • DIE HÖHEPUNKTE DER FREUDENBERGER KERB
      • Donnerstag, 31. Mai, 13 Uhr: Oma-Opa-Enkeltag. 15.30: Apfelweinanstich: „Stefan Persch – verswingt nochmal“.
      • Freitag, 1. Juni, 14 Uhr: Eröffnung Festplatz und Krammarkt. 19.30: Mallet. 21 Uhr: „The Spirit of Falco“.
      • Samstag, 2. Juni, 20 Uhr: Einmarsch der KCG und Eröffnung der Kerb. 20.30: Bieranstich durch Bürgermeister und Ordnungsdezernent Oliver Franz. 21 Uhr: „Rock trifft Schlager“ (Eintritt 10 Euro) u. a. mit der Schweizer Nummer 1, Leonard.
      • Sonntag, 3. Juni, 7.30 Uhr: „Guten Morgen, Freudenberg“ mit der Mainzer Rittergilde. 12 Uhr: Hessen-Frühschoppen mit Soundexpress. 14 Uhr: Anschießen des Kerbefestzugs. 16 Uhr: Show mit fünf Musikvereinen.
      • Montag, 4. Juni, 15 Uhr: Kinder- und Familientag. 16 Uhr: Kinderkerb im Festzelt und Luftballon-Wettbewerb. 20 Uhr: Show- und Heimatabend mit Sound-Express und der Travestie-Show „Ham and Egg“. 22.45 Uhr: Abschlussfeuerwerk.
      „Natürlich geht Sicherheit über alles“, betont Schreiner und lobt ebenso artig die gute Zusammenarbeit mit den zuständigen Abteilungsleitern des Ordnungsamts, Christoph Fink und Alfred-Erich Unkelbach. „Aber wo soll das noch hinführen?“ Alle Nase lang gebe es irgendwas Neues, das auf die Vereine zukommt. „Nächstes Jahr müssen wir wahrscheinlich ein Netz über den Platz spannen, weil irgendwo auf der Welt etwas mit einer Drohne passiert ist.“ Einmal müsse Schluss sein, Vernunft, gesunder Menschenverstand und Fingerspitzengefühl müssten wieder eine größere Rolle spielen, um die Verhältnismäßigkeit wieder herzustellen. Eine 100-prozentige Sicherheitsgarantie gebe es ohnehin nicht.

      Minus von 20.000 Euro nach einem schlechten Abend
      „Langsam können wir das mit unseren 250 Mitgliedern, von denen ja längst nicht alle aktiv sind, nicht mehr stemmen.“ Schreiner erinnert an die umstrittene städtische Plakatierungsverordnung, an den Musikrechteverwerter Gema, an Umweltschutz- und Sicherheitsauflagen, an die wiederkehrenden Auseinandersetzungen mit dem Finanzamt. „Einen Steuerberater beschäftigen wir eh schon. Von uns blickt doch da keiner mehr durch.“

      Und gerade hat das Gesundheitsamt bei dem Freudenberger angerufen. Wenige Tage vor dem Beginn der Kerb wurde Schreiner einmal mehr von den Behörden überrascht: „Uns fehlt zur Genehmigung noch das mikrobiologische Gutachten.“ In den Jahrzehnten, die er die Kerb schon federführend organisiert, war danach noch nie gefragt worden. „Sie natürlich“, erhielt er als Antwort, als er wissen wollte, wer das bezahlt. So kommt eins zum andern. „Und wenn Du eine Programmnummer hast, die nicht zieht und obendrauf schlechtes Wetter ist, legst Du noch drauf.“ Wegen eines miesen Freitagabends hat die KCG 2017 ein Minus von 20.000 Euro bilanziert. „Gottlob haben wir Rücklagen.“

      Verein könnten die Freiwilligen ausgehen
      Nun wird am Mittwoch um 11 Uhr eine Fachfirma das Eswe-Wasser untersuchen und das mikrobiologische Gutachten erstellen, die Poller werden um 14 Uhr gebracht. Am Donnerstag, dem Fronleichnamstag, an dem um 13 Uhr die Kerb mit dem Oma-Opa-Enkeltag beginnt, ist um 10.30 Uhr die Abnahme durch das Ordnungsamt.

      Während im Zelt und in der Vereinshalle die KCG-Mitglieder werkeln und schaffen, macht sich beim Vorsitzenden, der ebenso wie sein 27-jähriger Stellvertreter Christopher Scherz rund um die Kerb eigens zehn Tage seines Jahresurlaubs nimmt, wieder Endzeitstimmung breit. Er geht davon aus, dass sich nicht mehr allzu lange ausreichend Freiwillige finden werden, die das Ganze – auch noch in zunehmendem Maße – auf sich nehmen. „Früher haben wir gesagt, Du stehst als Vereinsvorstand mit einem Bein im Gefängnis. Jetzt sind‘s bald zwei“, sagt Schreiner angesichts juristischer Unsicherheiten und zunehmenden Sanktionsandrohungen.

      „Wenn sich nichts ändert, gehen die Traditionen kaputt“
      „Selbst wenn Du an all dem hängst, bei dem Aufwand denkst Du schon auch mal dran, den ganzen Laden einfach zuzumachen.“ Es ist das resignierende Resümee eines Fachmanns, wenn Thomas Schreiner, der zum Sprecherkreis der Interessengemeinschaft Wiesbadener Kerbe- und Brauchtumsvereine gehört und eigentlich ein echter Spaßvogel ist, zu dem Schluss kommt: „Wenn sich nichts ändert, gehen die Traditionen kaputt.“ An denen wohlgemerkt auch Wirtschaftsunternehmen hängen – bei weitem nicht nur die Schausteller.
    • Auch wenn in anderen Foren von einem *AUS* der Freudenberger Kerb die Rede ist, ist diese Aussage nicht korrekt.
      Es ist zwar richtig, daß eine solche Überlegung im Raum steht. Das muß aber nichts heißen. Für 2018 ist es noch ein langer Weg. Die Politik ist jetzt gefragt, wie kann auf kommunaler Ebene einem privaten Veranstalter geholfen werden, daß eine so gut angenomme Veranstaltung weiterhin durchgeführt werden kann.
      Wir wünschen dem KCG und ihrem Vorsitzenden Thomas Schreiner, daß eine einvernehmliche Lösung gefunden wird.


      Redaktion Kirmeszauber