Schaustellerfamilie Kipp, Bonn-Beuel

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    • Schaustellerfamilie Kipp, Bonn-Beuel

      Bonner Generalanzeiger vom 07.09.2016


      Holger Willcke schrieb:



      Der Herr der Gondeln ist erst 22


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      Pützchen.Willi Kipp ist erst 22 Jahre alt und schon seit sieben Jahren Chef des größten transportablen Riesenrads der Welt. Wer meint, dass diese Zahlen nicht stimmen können, der irrt.
      Von Holger Willcke, 07.09.2016 Seine Vita ist von einem Schicksalsschlag geprägt, der 2009 die Beueler Schausteller-Dynastie hart getroffen hat: Damals starb sein Vater Willi Kipp im Alter von nur 53 Jahren an einem Krebsleiden. Die Beerdigung in Beuel sorgte seinerzeit für ein Verkehrschaos rund um den Friedhof am Platanenweg. Mehr als 1000 Trauergäste begleiteten die Familie.
      „Er fehlt mir immer noch“, gesteht Willi Kipp. Aber für Sentimentalität bleibt im rauen Kirmesgeschäft nur wenig Zeit. Die Aufbauarbeiten für das Europarad laufen auf Hochtouren. Von Freitag, 9. September, bis Dienstag, 13. September, dient sein Fahrgeschäft wie all' die Jahre zuvor als Wahrzeichen von Pützchens Markt.
      Der 649. Jahrmarkt ist für die Familie Kipp etwas ganz Besonderes: Das Riesenrad steht seit 25 Jahren auf den Marktwiesen in Pützchen. Der 55 Meter hohe Stahlkoloss hat trotz aller Schnelllebigkeit im High-Tech-Trubel des Schaustellergeschäfts seine Bedeutung und Beliebtheit beim Publikum nicht verloren. Besonders ältere Fahrgäste, die Loopings und anderen rasanten Kirmesboliden nichts abgewinnen können, schwören auf die ruhige Fahrt in den Gondeln mit dem perfekten Ausblick über das Marktgelände.
      Für das Firmenjubiläum haben sich die Kipps eine weithin sichtbare Neuerung ausgedacht und angeschafft: Fast 40 000 LED-Lichter lassen das Riesenrad in neuem Glanz erscheinen. „Neu ist auch, dass die Beleuchtung des Europarads erstmalig von beiden Seiten zu sehen ist. Bislang konnten die Kirmesbesucher, die aus Richtung Ennert angereist sind, das Symbol von Pützchens Markt nur schwer erkennen. Jetzt wird es auch in Richtung Süden strahlen“, erklärte Willi Kipp.
      Von der technischen Modernisierung verspricht sich Kipp auch eine deutliche Reduzierung der Stromkosten. „Bislang haben wir mehr als 20 000 Glühbirnen ein- und später wieder aus den Fassungen gedreht.“ Ein weiterer Vorteil der LED-Technik ist auch, dass jetzt über einen Computer im Kassenhaus Motive und Lichtspielereien programmiert und auf das Riesenrad projiziert werden können. So plant Willi Kipp für 2017 – dann feiert Pützchens Markt 650-jähriges Bestehen – die Zahl 650 und das Beueler Wappen zu programmieren.
      Das Beueler Unternehmen, dessen Firmensitz in der Rheinaustraße ist, ist bereits seit fast drei Wochen mit seinen Schaustellerwagen in Pützchen. „Wir haben die Zeit genutzt, um das Riesenrad komplett zu reinigen“, sagte Kipp, der bereits die siebte Generation im Familienunternehmen ist. Er legt allerdings Wert darauf, dass der „gute Geist“ in der Firma immer noch Mutter Claudia ist. Wenn die Zeit drängt, dann kann Willi Kipp sein Fahrgeschäft in fünf Tagen aufbauen.
      Das Europarad
      • Das Riesenrad ist 55 Meter hoch und wiegt 300 Tonnen. Der Stahlkoloss wird durch zehn Wassertanks gegen Sturmböen gesichert, die nochmals 80 Tonnen schwer sind. 42 Gondeln sind an den Aufhängungen befestigt, die sich 360 Grad drehen können. Eine Fahrt mit dem Riesenrad dauert inklusive Ein- und Ausstieg sechs Minuten. Die Rundreise kostet in diesem Jahr für Erwachsene sieben Euro, für Kinder vier Euro. 20 Transporter und ein großer Kran sind erforderlich, um das Fahrgeschäft zum Kirmesplatz zu bringen und aufzubauen. Ab Freitagmittag, 9. September, ist das Fahrgeschäft auf Pützchens Markt für Gäste geöffnet.