Herzklopfen gehört dazu

20.08.2011 - BAD KREUZNACH

Von Isabel Mittler

SCHAUSTELLERGOTTESDIENST Steffie und Ralf Leonhard sagen „Ja“ / Sohn eingefleischter Jahrmarktfans getauft

Das „Ja“ musste Ralf Leonhard laut und deutlich wiederholen. Die Technik beim Schaustellergottesdienst auf der Rohlederschen Go-Kart-Bahn streikte ab und an und Schaustellerpfarrerin Christine Beutler-Lotz rückte dem Bräutigam mit dem Mikro ganz nach, damit auch jeder das Ehegelübde von Ralf und Steffi Leonhard, geborene Sittner, verstehen - und auch ein wenig das Herzklopfen registrieren konnte. Der Vorsitzende des Schaustellerverbandes hatte seine Ehefrau, eine „rheinische Frohnatur“ über „Wer kennt wen“ im Oktober 2010 kennengelernt und nach wenigen persönlichen Begegnungen in Bergisch-Gladbach schon zu Weihnachten war sie nach Winzenheim gezogen. Am 10. August wurde das Paar standesamtlich in Kreuznach getraut und nun füllten natürlich viele Schaustellerkollegen und Freunde die Bänke auf der Kartbahn.

Bei Eltern von Laurent funkte es auf der Pfingstwiese

Die Trauung war nicht der einzige Höhepunkt dieses Gottesdienstes, denn der dreijährige Laurent Kröll wurde getauft. Die Eltern, Peter und Sabine Kröll, sind mit dem Ehepaar Leonhard befreundet und „Jahrmarktsnarren“, wie sie zugaben. „Also lag es nahe, den Sohn auf dem Jahrmarkt taufen zu lassen“, berichtete der Vater. Übrigens hat es zwischen den Eltern von Laurent auf dem „Jahrmarkt“ gefunkt. Die Taufe auf der Pfingstweise war auch für Opa Klaus Niemann was Besonders - obwohl der zugab, ein Jahrmarktsmuffel zu sein. Der Enkel selbst hat aber das Jahrmarktsfieber seiner Eltern intus, und das Erste, was er nach der Eröffnung erleben wollte, war die Gondelfahrt mit dem Riesenrad.

Laurent erhielt bei der Taufe eine kurze Abkühlung, die alle bei mehr als 30 Grad herbeisehnten. Da ging spontan ein Handventilator bei den Hochzeits- und Taufgästen um. Denn beim Gottesdienst, den Pfarrer Rolf Lorenz und Diakone Gerhard Welz mitgestalteten, gab es weitere frohe Botschaften zu verkünden: Die Fünf-Euro-Aktion „Ohne Moos nix Los!?“ konnte mit einem Ergebnis von rund 5000 Euro für Kinder in Bogota abgeschlossen werden. Für 35 kolumbianische Schüler können somit sechs Monate Schulbesuch samt Unterrichtsmaterial und Mittagessen finanziert werden. Den Gottesdienst hatte Christine Beutler-Lotz unter das Motto „Unter Strich - Von der wundersamen Geldvermehrung“ gestellt. Einige Beispiele, wie die Empfänger der fünf Euro ihre Talente einsetzten, um das Geld zu vermehren, wurden genannt: Adventskalender füllen, Kinderstrümpfe stricken und verkaufen, bei Nachbarn oder Theaterbesuchern Spenden sammeln, Fußreflexzonenmassage gegen Beitrag ins Sparschwein anbieten gehörten zu den geleisteten Aktionen. Besonders erfolgreich war nicht nur die Schaustellerpfarrerin selbst, sondern auch die beiden Schaustellertöchter Marika und Benita Barth aus Kleinkarlbach. Die beiden hatten auf den Plätzen, auf denen sie mit den Eltern mit dem Autoscooter unterwegs waren, selbst gefertigte Ringe, Ketten und Schals verkauft und so einen Betrag von mehr als 1200 Euro zusammengetragen. Die letzten Exemplare der Ringe wechselten noch am Donnerstag auf der Pfingstwiese die Besitzer. Ebenfalls pfiffig die Ideen einiger Frauen der Kirchengemeinde Heilig Kreuz, die gleich an Jahrmarkt 2010 mit der Aktion begannen und zum Beispiel Flaschen auf dem Festgelände sammelten, um das Pfand in die Spardose für das Schulprojekt zu stecken. Ihre Spende steckte in einer kleinen Karussellspieldose, die Beutler-Lotz zum Dank für diese „großartige Aktion“, bei der es, wie die Pfarrerin betonte, nicht um die Höhe des jeweiligen Betrages, sondern um Ideen und Kommunikation gegangen sei.