Patzer bei der Platzvergabe
17.12.2009 - BAD KREUZNACH
Von Robert Neuber
JAHRMARKT Stadt bittet bestimmte Beschicker vor der Auswahl der Stände um Spende / Schausteller misstrauisch
Wieder einmal sorgt der Jahrmarkt für Streit. Toni Thoma aus Andernach, Betreiber eines Autoscooters für Kinder, wirft dem Beigeordneten Karl-Heinz Gilsdorf (CDU) über einen Anwalt vor, die Auswahl der Beschicker schon zwei Wochen vor dem offiziellen Vergabetermin getroffen zu haben. Die Vergabe der Standplätze fand Montagabend im Ausschuss für Messen und Märkte statt.
Der Hintergrund ist folgender: Vor zwei Wochen wurde ein Schreiben der Stadt an 180 Beschicker versandt, in dem um eine Spende für die geplante Gestaltung des "Jahrmarktskreisels" gebeten wurde. Dieser Kreisel am Mitfahrerparkplatz B41 (Ende Brückes) soll mit Spenden zum Jahrmarktsjubiläum 2010 vom Kreuznacher Künstler Gernot Meyer-Grönhof gestaltet werden. Beim Kreuznacher Schaustellerverband standen daraufhin die Telefone nicht mehr still. Schaustellerkollegen aus ganz Deutschland fragten bei Ralf Leonhard nach, was sie machen sollten - ob denn ihre Spendenbereitschaft einen Einfluss darauf habe, ob sie einen Standplatz bekommen. Der besagte Toni Thoma ließ über seinen Anwalt ausrichten: "Dieses Verhalten spricht sehr dafür, dass eine Platzvergabe bereits vor der offiziellen Ausschreibung vorgenommen wurde."
Karl-Heinz Gilsdorf weist sowohl diesen Verdacht als auch die Vermutung, die Spendenbereitschaft beeinflusse die Platzvergabe, energisch zurück. Gleichwohl musste er nun im Marktausschuss den Spendenaufruf zurückziehen, um jeglichen Verdacht zu entkräften. Die 180 erwähnten Beschicker werden nun nochmals angeschrieben mit dem Hinweis, dass die Spendenaktion nicht stattfindet. Wer schon gespendet hat, bekommt sein Geld zurücküberwiesen.
Gleichzeitig verzichtet die Stadt auf 30000 Euro, die der Kreuznacher Schaustellerverband für die Gestaltung des Kreisels spenden wollte. Die Kreuznacher Schausteller hatten sich im Vorfeld gegen die bundesweite Spendenaktion ausgesprochen und Gilsdorf eben jene 30000 Euro angeboten. Der lehnte dieses Angebot jedoch ab. Gilsdorf hat nun den solchermaßen abgewiesenen Kreuznacher Schaustellerverband im Verdacht, bundesweit in Schaustellerkreisen gegen die Spendenaktion Stimmung gemacht zu haben - ein Vorwurf, dem der Vorsitzende des Kreuznacher Schaustellerverbandes, Ralf Leonhard, kategorisch widerspricht. Hätte man "Wind machen" wollen, dann hätte man dies öffentlich schon vor Wochen getan. Er habe im Gegenteil auf die Mitglieder im Kreuznacher Verband eingewirkt, dass sie eben nicht an die Öffentlichkeit gehen sollten. Man habe in Gesprächen mit Kollegen zwar auch keinen Hehl daraus gemacht, dass man von der bundesweiten Spendenaktion nichts halte, doch nicht er habe die Leute angerufen, sondern sie ihn.
Die Kreuznacher Schausteller halten die Idee einer Gestaltung des Kreisels mit Jahrmarktsmotiven nach wie vor für gut. Zweierlei sei jedoch falsch gelaufen: Erstens sei es problematisch gewesen, die Spendenbitte zwei Wochen vor der offiziellen Standplatzvergabe zu verschicken, zweitens sei es ebenso falsch gewesen, die Spendenbitte an nur 180 Beschicker zu versenden, weil dies natürlich den Eindruck entstehen lasse, dass bereits eine Vorentscheidung getroffen worden sei.
Karl-Heinz Gilsdorf erwägt nun aber wiederum, Toni Thoma zu verklagen. Denn der Autoscooter-Betreiber, der schon seit Jahren vergeblich versucht, auf dem Kreuznacher Jahrmarkt Fuß zu fasssen, wirft Gilsdorf auch vor, er habe sich abfällig über sein Fahrgeschäft geäußert. Als Zeuge für die despektierlichen Aussagen des Beigeordneten wurde Wolfgang Bouffleur (SPD) genannt. Der bestreitet aber, Thoma von entsprechenden Äußerungen Gilsdorfs berichtet zu haben. Für Gilsdorf ist das Ganze eine "üble Kampagne" von Thoma. Dessen Anwalt droht aber: "Gerade der jetzige Spendenaufruf an eine spezielle Anzahl von Schaustellern, die regelmäßig in Bad Kreuznach die Plätze erhalten, belegt unseres Erachtens, dass die Durchführung eines verwaltungsrechtlichen Verfahrens durchaus Aussicht auf Erfolg hat." Doch daran sei seinem Mandanten gar nicht gelegen, heißt es: "Er wehrt sich nur gegen das in Deutschland einzigartige Vergabeverhalten und die persönliche Misskreditierung." Gefordert wird eine Stellungnahme der Stadt bis zum 23. Dezember.
Quelle: <a href="http://www.allgemeine-zeitung.de/region/bad-kreuznach-bad-sobernheim-kirn/stadt-bad-kreuznach/8060081.htm">Patzer bei der Platzvergabe (Allgemeine Zeitung, 17.12.2009)</a>