Kreuznacher Jahrmarkt: Dritter Autoscooter dreht keine Runde



Bad Kreuznach - Bis zum Jahrmarkt 2013 ist es zwar noch hin, doch Knatsch gibt es schon jetzt.



Und zwar um die Zulassung der Autoscooter. Drei sind einer zu viel -
das fand der Ausschuss Messe und Märkte, als Dezernent Udo Bausch vor
zweieinhalb Jahren sein Amt antrat, und schlug vor, künftig nur noch
zwei Autoscooter zuzulassen, erklärte Ausschussmitglied Günther Meurer
(SPD).
Um zu verhindern, dass Schausteller auf dem Klageweg eine
Zulassung erhalten, einigte man sich darauf, ein Rotationsverfahren
einzuführen. Im jährlichen Wechsel sollte jeder der Schausteller einmal
aussetzen. 2013 ist die Firma Rosskopf-Klinkerfuss an der Reihe. Über
diese Entscheidung der Stadt ist Gertrud Rosskopf-Klinkerfuss
"enttäuscht", erklärt sie gegenüber dem "Oeffentlichen", nachdem sie im
Dezember die Absage für den Jahrmarkt 2013 bekommen hat.
In einem
Brief schreibt sie: "Ich hoffe, ich werde von euch viele am Jahrmarkt am
Cadillac sehn, denn de alt Rosskopf tut nach über 60 Jahr dies Jahr nit
mit dem Autoscooter dort stehn. Das ist für ihn eine große Qual, denn
leider zählen in Kreuznach nur Gesetz und ke Moral. Muss der dies Jahr
auch aussetzen, verliert er nicht seinen Stolz, denn dieser Mann ist aus
ganz seltenem Holz." Gertrud Rosskopf-Klinkerfuss meint ihren Vater
Goswin Rosskopf und beruft sich darauf, dass 2010 noch unter dem
damaligen Beigeordneten Karl-Heinz Gilsdorf im Gespräch gewesen sei,
dass ihr Geschäft von der Regelung ausgenommen sei, so lange ihr Vater
lebe. Der heute 86-Jährige sei der älteste noch aktive Bad Kreuznacher
Schausteller. Sie verweist auf die lange Schaustellertradition ihrer
Familie seit mehr als einen Jahrhundert. Schon ihr Uropa sei
Schausteller auf dem Jahrmarkt gewesen. In erster Linie ist dies aber
eine finanzielle Frage: Der Jahrmarkt ist die Haupteinnahmequelle im
ganzen Jahr.
Meurer verneinte, dass von dem früheren
Jahrmarktsbürgermeister eine solche Zusage im Gespräch gewesen sein
könnte. "Das widerspricht sich allein schon chronologisch." Die
Entscheidung, die Anzahl der Autoscooter auf zwei zu reduzieren, ist
nach Gilsdorf gefallen. Für ihn ist deshalb klar, dass der Ausschuss,
der sich heute trifft, bei seiner Entscheidung bleibt.
Harald Gebhardt

Bad Kreuznacher Jahrmarkt 2013 lockt mit Horror auf vier Stockwerken


10.07.2013 - BAD KREUZNACH


Von Robert Neuber



Damit keine Unklarheiten aufkommen: Der 185. Jahrmarkt steht vor der Tür. Der Verein der Jahrmarktsfreunde hat mit Historikern, dem Stadtarchiv und dem Ordnungsamt nun definitiv herausgefunden, dass seit 1810 nur 19 Ausgaben ausgefallen sind. Demnach stehe im Jahre 2028, alsoin nur 15 Jahren, das nächste große Jubiläum an, nämlich die 200. Ausgabe.

Dass der Jahrmarkt in Kreuznach eine ernste Angelegenheit der wissenschaftlich fundierten Brauchtumspflege ist, machte Dieter Gronbachals Vorsitzender des Vereins und „emeritierter“ Jahrmarktsbürgermeister anlässlich der Präsentation der nächsten Ausgabe im Stadthaus deutlich. Rechtzeitig zum Jahrmarkt wird es eine Broschüre des Vereins geben, und für die neuen Anstecknadeln liegen Gronbach schon Vorbestellungen aus ganz Deutschland vor – die „Pin“-Sammler stehen Schlange.

Diesmal nicht in Rimini

Am 16. August heißt es also wieder „Nix wie enunner“, und es wird auch einige Neuigkeiten geben. Eine Hochbahn weniger wurde diesmal eingeplant, weil man Platz für das gewaltige „Daemonium“ brauchte, die „größte mobile Geisterbahn der Welt“ mit vier Ebenen. 36 mal 21 Meter ist die Grundfläche dieses Horrorkabinetts. Von allergrößter Bedeutung ist, das hat die Diskussion des vergangenen Jahres gezeigt, dass sich nicht wieder Metropolen in Italien das größte und damit dem Kreuznacher Jahrmarkt zustehende Riesenrad unter den Nagel reißen: Diesmal steht das 55 Meter hohe „Europa“-Rad nicht in Rimini, davon habe man sich überzeugt, hieß es in der Präsentation. Es kommt diesmal tatsächlich auf die Pfingstwiese. Weil es derzeit nicht allzu viele Neuerungen bei den Fahrgeschäften gibt, hat Marktmeister Markus Franz auf Erfolgsmodelle zurückliegender Jahre zurückgegriffen: Der „Flipper“ ist nach 20 Jahren mal wieder zu Gast, ähnlich im Kreis herum geht es bei „Alpha !“ – früher auch als UFO 2000 bekannt. Während man im „Flipper“ in Gondeln sitzt und sich die Plattform im Drehen um 50 Grad neigt, steht man im „Alpha 1“, und geneigt wird bis zu fast 90 Grad. Hinzu kommen ziemlich wilde Überkopf-Hochfahrgeschäfte wie „Transformer“ (16 Meter) oder die nicht ganz so wilden, dafür aber höher hinaus gehenden Angebote wie „High Energy“ (30 m), „Air Crash“ (40 m) oder die „XXL Schaukel“ (45 m). Höhenrekord ist beim „Hot Shot“ angesagt, hier geht es in einer Kapsel an Gummiseilen 50 Meter in die Luft.

Mit „The Game“ hält das mehrdimensionale Kino Einzug auf dem Jahrmarkt: Sitzbänke wackeln, der Schneesturm bläst den Gästen tatsächlich ins Gesicht, und regnen tut es auch. Dafür kommt beim neuen „Big Bamboo“ karibisches Urlaubsgefühl auf.

Für den Jahrmarktsausschuss ist eine gute Durchmischung der Attraktionen das A und O. Daher wird auch Wert auf die Beibehaltung der kleinen Einkaufsstände gelegt, auch wenn diese generell weniger werden. Es heiße nicht umsonst Jahr-“Markt“, so Ralf Leonhard, Vorsitzender des Schaustellerverbands. Die Vielfalt des Jahrmarkts, der damit sehr unterschiedliche Besuchergruppen anspricht, hat das Kreuznacher Volksfest vor dem Abwärtstrend bewahrt, in dem sich viele Volksfeste befinden. Deswegen wird es auch bei den Imbiss-Ständen Neuerungen geben, etwa frisch gepellte Kartoffeln und über Feuer gebrutzelten Lammlachs.

Bewährt hat sich auch der Seniorennachmittag, den Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer im vergangenen Jahr erstmals von der Stadt im Naheweinzelt angeboten hat. Auch dieses Jahr sind wieder alle Kreuznacher über 75 Jahren eingeladen, einen geselligen Nachmittag bei kostenlosem Kaffee und Kuchen am Samstag (17. August) zu verbringen
(Anmeldeformalitäten im oben stehenden Kasten).

Beworben haben sich in diesem Jahr 1110 Beschicker, ausgewählt wurden 195 Geschäfte.

Offizielle Eröffnung: Freitag, 16. August, 18 Uhr, Naheweinzelt. 17 Uhr Treffen der Festgemeinde am Bahndamm und Einzug ins Festgelände.

Am Eröffnungstag gilt von 16.30 bis 17.30 Uhr an allen Fahrgeschäften: einmal zahlen, zweimal fahren.

Anmeldungen für den Seniorennachmittag von Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer bis Freitag, 9. August, telefonisch unter 06 71/ 80 02 00, Fax an 06 71/80 03 45 oder E-Mail an maren.quester@bad-kreuznach.de. Man kann sich auch persönlich im Infobüro des Stadthauses, Hochstraße 48, anmelden.

Der Schaustellergottesdienst findet am Donnerstag, 15. August, 18 Uhr, auf dem Autoskooter der Firma Jörg Barth statt.

Park & Ride – Vom Michelin-Parkplatz pendeln die Busse an folgenden Tagen: Freitag 16 bis 3 Uhr, Samstag 14 bis 3 Uhr, Sonntag 11 bis 1 Uhr, Montag und Dienstag von 16 bis 1 Uhr.

Vom Bahnhof fahren Pendelbusse im Viertelstunden-Takt zur Pfingstwiese: Freitag von 15 bis 20.30 Uhr, Samstag, Montag und Dienstag von 14 bis 20.30 Uhr und Sonntag von 10.20 bis 20.30 Uhr. Danach wird die Pfingstwiese im regulären Linienverkehr angefahren.

Rennen um Stadtpokal

16.07.2013 - BAD KREUZNACH

(red). Das längst zum Kult gewordene „Go-Kart-Rennen um den Stadtpokal“ wird auch in diesem Jahr wieder Pistenfreunde, Rennsport-Freaks und einfach alle, die das Kommando „nix wie enunner“ nicht mehr erwarten können, am Donnerstag, 15. August, einen Tag vor der offiziellen Jahrmarkts-Eröffnung, am „Europa-Ring“ des Schaustellerbetriebs Rohleder zusammenführen. Die 32 Mannschaften mit über 200 Fahrerinnen und Fahrern werden sich im Licht zahlreicher Scheinwerfer von 19.30 Uhr bis Mitternacht wie bereits 2012 ein rasantes und spannendes Nacht-Rennen liefern und alles daran setzen, sich von der Vorrunde durch die Finalrunden bis ins Final-Rennen zu kämpfen. Da jede Mannschaft mindestens dreimal fährt, können in der Vorrunde bis zu 12 Fahrer pro Team an den Start gehen. Anmeldeformulare können ab sofort per E-Mail (dsb-kh@t-online.de) angefordert werden. Während auf der Rennstrecke um den Titel „Stadtmeister im Go-Kart-Fahren“ gekämpft wird, gibt es in der „Boxengasse“ rund um den Ring selbstverständlich ein reichhaltiges Angebot an Speisen und Getränken – und für die richtige Partystimmung dürfte gesorgt sein.

Fans und Sammler bis in die USA

29.07.2013 03:00 Uhr - BAD KREUZNACH

Von Isabel Mittler

JAHRMARKT Freundeskreis stellt neue Broschüre vor / Geschichte und Geschichten des Kreuznacher Volksfestes

Alle Jahrmarktsfreunde dürfen sich freuen: Nach dem großen Erfolg der Jahrmarktsbroschüre 2011 und des „Jahrmarktskalenders“ 2012 hat der Freundeskreis „Kreiznacher Johrmarkt“ e. V. eine weitere Broschüre auf 100 Seiten mit mehr als 100 Fotos herausgegeben. Darin fortgesetzt werden Beiträge zur Jahrmarktsgeschichte und Geschichten rund um das beliebte Volksfest Mitte August. Und das wird 2028 zum 200. Mal gefeiert. Das haben die Mitglieder des Freundeskreises mit der Jahrmarktsverwaltung, dem Jahrmarktsausschuss und Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann nun ausführlich recherchiert und belegt. Während der Weltkriege hatte das Volksfest nicht stattgefunden, nach den Weltkriegen gab es zwar ähnliche Veranstaltungen, „die hatten aber nicht den Charakter eines Jahrmarktes“, betonte bei der Vorstellung der Broschüre in der Druckerei Raabdruck Lindemann Dieter Gronbach, Vorsitzender des Freundeskreises. In der Broschüre geht der Historiker Dr. Martin Senner deshalb auch auf die Frage ein, „Wann ist ein Jahrmarkt ein Jahrmarkt?“

Neben Senner und Gronbach, die sich unter anderem mit Alma, der berühmten Jahrmarktssängerin im 19. Jahrhundert, und Alma Rosskopf, Sängerin der Band „The Starlights“ befasst, wirkten als Autoren die Vorstandsmitglieder Fred Lex (Jahrmarktschronik 2011 und 2012), Stefan Kühlen (Der Festumzug und die Jubiläumsfeier 1935 anlässlich 125 Jahre Kreuznacher Jahrmarkt), Mundartautor Rudolf Hornberger (Vorfreid uff des Johrmarkt) und Rolf Ebbeke (Die Jahrmarktseröffnungen von 1987 bis 2002) mit.

Eröffnung für die Bürger

Mit der Erinnerung an diese Eröffnungen verbindet der Freundskreis die Hoffnung, dass sie künftig wieder mehr an die Bürgerschaft gerichtet sind. Gronbach erinnerte an Eröffnungen mit Tagesfeuerwerk, Darbietungen von Vereinen oder Theatergruppen oder auch an Fallschirmabsprünge. „Weg von der Eröffnung für Honorationen“, so fasste der Freundeskreis sein Anliegen zusammen, dass bereits an die Stadtverwaltung weitergegeben wurde und dort auf offene Ohren gestoßen sei. Für 2014 rechnet der Freundeskreis dann wieder mit einer Eröffnung „zeitgemäß, aber nach guter alter Tradition“.

Für 2014 hat der Freundeskreis auch schon wieder Pläne: Durch die Veröffentlichung von Jahrmarktskarikaturen 2012 sollte die Jahrmarktsmalerei wiederbelebt werden. „Hier sind wir ein großes Stück weitergekommen. Mehrere namhafte Künstler der Region haben neue Bilder oder Zeichnungen unseres Jahrmarkts geschaffen. So wird uns auch der Stoff für Veröffentlichungen in den nächsten Jahren nicht ausgehen“, freut sich Gronbach.

Die Verbindung Sport und Jahrmarkt hatte jahrelang ebenfalls Tradition. Sie wird in der Broschüre durch einen Artikel über das Jahrmarktsbasketballturnier des VfL Bad Kreuznach dokumentiert.

Dank großer Unterstützung durch die Schausteller, betonten die Vorstandsmitglieder des Freundeskreises, konnte die Broschüre in ihrer Auflage von 2200 Exemplaren gedruckt werden. 800 davon werden an Sponsoren weitergegeben, die sie wiederum an ihre Kunden verschenken. Der Großteil der Jahrmarktsnachschlagewerke soll diesmal direkt an den Fahrgeschäften verteilt werden. Zudem wird der Freundeskreis am „Fleeschworschtdunnerschdaach“ sich an einem Stand auf dem Festgelände an der Metzgerei Balzer präsentierten und dort die Broschüren ebenfalls kostenfrei an Interessierte abgeben. „Die bisherigen Jahresgaben des Freundeskreises werden bundesweit und auch aus Amerika angefragt“, betont Gronbach. Die Fans sind ehemalige Kreuznacher oder Sammler, die sofort erfahren, wenn es zum Thema Jahrmarkt etwas Neues gibt. Daran wollen die Jahrmarktsfreunde weiter arbeiten. „Die Broschüren sollen nicht in Richtung Almanach gehen, aber es sollen historisch gesicherte Beiträge sein, die zudem unterhaltsam sind“, unterstrich der Vorsitzende.

Kein Geburtstagsfest

Und so räumt der Freundkreis 2013 schon mal mit dem Gerücht auf, Napoleon habe den Jahrmarkt als Fest anlässlich seines Geburtstages verfügt. Viele Bürger seien stolz darauf, dass es eine Beziehung zwischen dem Kaiser der Franzosen und ihrem geliebten Jahrmarkt gab. Sie muss der Freundeskreis aber enttäuschen: Zwar fällt die Geburtsstunde des Kreiznacher Jahrmarkts 1810 in die napoleonische Zeit, sie steht aber nicht in Verbindung zum damaligen Kaiser selbst. „Der Geburtstag Napoleons steht in keinem Zusammenhang mit dem Volksfest, er diente eher als Orientierungspunkt für den Veranstaltungszeitraum“, betonte Gronbach.