5. Programmpunkt war der Break Dance No.1 von P. Kinzler, Waiblingen.
Teil 4
Die Fahrt beginnt
Teil 4
Die Fahrt beginnt
Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen
Blick ins Schaustellerleben
28.08.2013 - WORMS
Von Susanne Müller
BACKFISCHFEST CDU-Landesvorsitzende Klöckner informiert sich
Viele blaue Schlümpfe. Mit dicken Nasen. Dazu unzählige „Shaun, das Schaf“. Und eine ganze Wand voller Glücksbärchies in pink, grün und dottergelb. Am Stand auf dem Backfischfest können die Kuscheltiere gewonnen werden, zehn Lose kosten 2,50 Euro: „Jedes Los gewinnt“, sagt die Dame im orangefarbenen Hosenanzug, die mit wenig Erfolg versucht, Passanten, zum Griff in die Lostrommel zu animieren.
Die Dame, die einen ungewohnten Job macht, heißt Julia Klöckner. Die Landesvorsitzende der CDU und Oppositionsführerin im Landtag probiert Neues aus, um dazuzulernen. Aber sicher auch, weil gerade Wahlkampf ist und Jan Metzler, der für den Wahlkreis 207 in den Bundestag kommen will, dicht an ihrer Seite ist. Die Landes-CDU-Chefin habe, so versichert der Chef des Schaustellerverbandes Wonnegau, René Bauer, angefragt, ob ein Rundgang über den Platz möglich sei – und Manfred Simon nickt. Der Dekan und Pfarrer der Liebfrauengemeinde ist auch Schaustellerpfarrer, auch er freute sich über den Besuch aus Mainz. Denn Julia Klöckner hatte sich auf dem Rummel nicht nur als Losverkäuferin betätigen wollen. Sie bekundete vor dem stattlichen Tross aus CDU-Mitgliedern, Vertretern des Schaustellerverbandes und Geistlichen, der sie begleitete auf dem Backfischfest, dass sie wissen wolle, wie das Schaustellerleben so ist, welche Bildungschancen die Kinder der beruflich Reisenden haben und welche Arbeit die Schaustellerseelsorge leiste.
Profund Auskunft dazu konnte Pfarrer Martin Fuchs geben, der Nationalseelsorger der Circus- und Schaustellerseelsorge ist. Er hatte sich mit Manfred Simon und Generalvikar Prälat Dietmar Giebelmann eingefunden, um sich mit Klöckner zu unterhalten. „Schaustellerei ist Lebensart“, sagte Fuchs, die Menschen, die diesen Beruf ausübten, hätten keinen Gemeindebezug. „Nur ein paar Punkte gibt es, die fix sind in ihrem Leben – und der Pfarrer gehört dazu“. Die Geistlichen auf Rummelplätzen seien Ansprechpartner für alle, erst wenn Sakramente ins Spiel kommen, werde getrennt nach Konfessionen. 220 Tage im Jahr ist der Geistliche unterwegs, um Schausteller zu besuchen, „die Menschen sind froh, wenn wir kommen. Sie können mit jemand, der von außen kommt, Probleme besprechen“.
Dass sie nicht nur, aber auch Probleme haben, verdeutlichten die Vertreter der Schausteller gegenüber der Politikerin: „Wir bemühen uns intensiv über unseren Verband Deutscher Schaustellerbund, dass es künftig einen ,Lehrberuf Schausteller‘ gibt, der dazu führen soll, dass dieser so vielseitige Beruf auch staatlicherseits die entsprechende Anerkennung findet“, betonte René Bauer. Denn die Tätigkeit habe sich gewandelt, sei weit entfernt von dem, was früher mit der Bezeichnung fahrendes Volk abgetan worden sei. „Heute sind wir mittelständische Unternehmen mit Angestellten, haben einen festen Wohnsitz“. Der Deutsche Schaustellerbund stehe in Kontakt mit den Ministerien für Bildung der verschiedenen Bundesländer. Dies notierte sich die Oppositionschefin mit Interesse.
Was auf einem Fahrgeschäft möglich ist, wie die Technik von Giganten, aber auch kleineren Karussells funktioniert, erfuhr Julia Klöckner bei einem Rundgang. Kräftig durchgeschüttelt wurde die CDU-Frontfrau etwa auf der „Wilden Maus“ oder dem „Breakdance“, was sie nicht hinderte, mit geübtem Wahlkampflächeln auch den direkten Kontakt zur arbeitenden Bevölkerung zu suchen. So durfte etwa Annemarie Grewe vom „Süßen Clown“ die manikürte Politikerhand schütteln: „Ach, ich finde das nett“, kommentierte die Schaustellerin die spontane Annäherung, „ich mag Frau Klöckner – und ich gehe auf jeden Fall wählen!“